Studien zum zivilgesellschaftlichen Engagement

In regelmäßigen Abständen veröffentlicht „Zivilgesellschaft in Zahlen“, ZIVIZ, Publikationen zu Fragen des Engagements. Dazu wurden seit 2012 dreimal repräsentative Umfragen unter eingetragenen Vereinen, gemeinnützigen Kapitalgesellschaften, gemeinwohlorientierten Genossenschaften und rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts durchgeführt. Deren Anzahl stieg auf 651.605, darunter 94 % gemeinnützige Vereine. Für den aktuellen ZIVIZ Survey 2023 nahm die Anzahl der Befragten von 3.767 im Jahr 2012 über 6.334 im Jahr 2017 auf 12.792 deutlich zu. Im neuesten Papier zur „Zivilgesellschaft in Krisenzeiten“ werden erste aktuelle Trends des Surveys benannt und kritisch eingeordnet. So stieg die Anzahl der ermittelten Organisationen auf über 651.000 an, es gab deutlich mehr Fördervereine als noch 2016 ermittelt (Anstieg von 21 % auf 25 %) und einen starken Anstieg der gegründeten gemeinnützigen Kapitalgesellschaften. Zudem nahm die staatliche Förderung für die eigene Arbeit stark zu (Anstieg von 31 auf 40 %), wobei der Anteil der Hauptamtlichen stagnierte (28 bzw. 27 %).

Inhaltlich gibt es einen Trend in Richtung mehr politisches, nach außen gerichtetem zivilgesellschaftlichen Engagements und eine Abnahme des „nur“ nach innen gerichtetem Verständnisses als Mitgliederorganisation: „Zivilgesellschaftliche Organisationen möchten demnach häufiger als in der Vergangenheit über Innovationen und Impulse in die Gesellschaft wirken und diese auch an die Politik herantragen.“ (S. 14). Gleichzeitig hat der Wegfall der Gemeinnützigkeit von ausdrücklich stark politisch engagierten Vereinen (Stichwort: Attac, Campact) auch zu vermehrter Vorsicht geführt. Hintergrund sind Unsicherheiten und Befürchtungen darüber, was die Finanzämter im Rahmen von Gemeinnützigkeitsprüfungen zulassen und was diese nicht mehr als gemeinnützig bewerten (S. 25).

Wie zu erwarten, engagiert sich weiterhin der größten Teil der Bevölkerung im Bereich Sport (22 %), es folgt Kultur/Medien (19 %) und Bildung (17 %) sowie Freizeit / Geselligkeit (9 %). Der Bereich Gesundheit liegt bei 3 %, der Bereich Bürger-/Verbraucherinteressen bei 2 %. Hier dürften auch die Mehrzahl der Selbsthilfeverbände miterfasst sein.

Formal sind die Mitgliedszahlen aller befragten Organisationen zwar noch stabil, doch geht die Anzahl der Engagierten weiter zurück: „Immer weniger Organisationen berichten von einer unveränderten Anzahl von Engagierten. Der Anteil der Organisationen, die in den vergangenen fünf Jahren Rückgänge verzeichneten, stieg von 2012 auf 2022 von 15 auf 21 Prozent. Dennoch ist, ähnlich wie bei den Mitgliedschaften, kein allgemeiner Rückgang des Engagements im Zeitverlauf festzustellen.“ (S. 17). Am stärksten von den Rückgängen waren die Sportvereine betroffen, während umgekehrt die Themen Bildung und Umweltschutz eine Zunahme verzeichneten.

Schaut man sich die Veränderungen in den Organisationen an, die vermutlich am ehesten die Selbsthilfe abbilden sehen die Trends so aus: im Bereich Bürger-/Verbraucherinteressen wird von 25 % stark gesunkenem Engagement, 55 % gleich gebliebenen und 19 % angestiegenem Engagement berichtet. Im Bereich Gesundheitswesen lauten die Zahlen 20 % / 53 % / 27 % (S. 18). Folgt man diesen Angaben, dürfte es über beide Bereiche hinweg keine größeren Veränderungen in der Gesamtanzahl der Engagierten gegeben haben. Die Arbeit in der Selbsthilfeunterstützung in Hamburg lässt aber eher einen Rückgang plausibler erscheinen.

Die Trendberichte und Paper von ZIVIZ sind immer wieder lesenswert und aufgrund ihrer Kürze auch für diejenigen geeignet, die nicht so viel Lesezeit haben oder aufwenden wollen.

Frank Omland
Öffentlichkeitsarbeit

P.S.
Vgl. dazu auch unseren Beitrag vom letzten Jahr:
https://www.kiss-hh.de/aktuelles-beitrag/neues-zum-thema-engagement-und-ehrenamt

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