Präventionsbericht 2022

Ende November 2022 haben der Medizinische Dienst (Bund) und die GKV den neuen Präventionsbericht herausgegeben. Dieser bezieht sich auf das Jahr 2021 und umfasst 168 Seiten: „Der vorliegende Präventionsbericht gibt einen Überblick über das primärpräventive und gesundheitsförderliche Leistungsspektrum der Kranken- und Pflegekassen“ (Vorwort). In neun Kapitel geht er auf die Themen „Gesundheitsförderung und Prävention in der Arbeitswelt“, die „Umsetzung der nationalen Präventionsstrategie“ in den Bundesländern, die „Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten“, die „Betriebliche Gesundheitsförderung“, die „Individuelle verhaltensbezogene Prävention“ und die „Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen“ ein. In einem Sonderteil werden Beispiele guter Praxis dargestellt und das Ganze natürlich mit vielen Zahlen und Fakten unterlegt. Die Infos zu Hamburg bzw. zu den einzelnen anderen Bundesländern sind überschaubar: Für Hamburg je eine Seite Darstellung zu den Lokalen Vernetzungsstellen für Prävention sowie zu Care4Cure, einem Projekt in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr-Universität. Bedauerlicherweise konzentrieren sich die Zahlen auf die Bundesebene und werden nicht für die einzelnen Bundesländer ausdifferenziert (S. 50-54).

Die gesetzlichen Krankenkassen finanzieren insbesondere Präventionsprojekte in Grundschulen und Kitas. Diese machen im Bereich „Lebenswelten“ die Hälfte aller Maßnahmen aus (Seite 47-48, Abb. 7+8), deutlich unterrepräsentiert sind die weiterführenden Schulen. Da gleichzeitig aber die „Andere Lebenswelten“-Kategorie knapp 20 % ausmacht, muss hier die Statistik nachgeschärft werden, um qualitativere Aussagen treffen zu können. Dementsprechend sind insbesondere Lehrkräfte und Erzieher*innen als Multiplikatoren angesprochen worden und als Zielgruppe Kinder und Jugendliche. Eine zweite ausdrückliche Zielgruppe bilden die Arbeitslosen, wobei die inhaltliche Ausrichtung der Aktivitäten im Rahmen des Präventionsprogramms sich auf Bewegung, Stärkung psychischer Ressourcen, Stressreduktion sowie Ernährung bezieht (alles >80%, S. 68). Grundsätzlich geht die GKV aber davon aus, dass viele Ziele pandemiebedingt nicht erreicht wurden. Das betrifft hauptsächlich die Frage, ob vulnerable/verletzbare Gruppen verstärkt erreicht werden konnten. Zumeist gingen hier die Zahlen deutlich zurück (Details: S. 70-78).

Der zweite große Präventionsbereich betrifft die „Betriebliche Gesundheitsförderung“ (BGF). Hier wird deutlich mehr Geld ausgegeben. Während die Ausgaben für Prävention pro Versicherten im Bereich Lebenswelten von 1,4 auf 2,01 Euro in 2021 anstiegen, waren es im BGF 3,37 Euro, einschl. 0,76 Euro für Pflege. Der Pandemie-„Knick“ 2020 wurde hier jeweils überwunden und knapp 18.500 Betriebe erreicht, wobei die Projekte im BGF deutlich kürzer dauerten als im Lebensweltlichen Bereich: „Ziel der zeitlich befristeten BGF-Unterstützung der Krankenkassen ist es, Maßnahmen nachhaltig im Betrieb zu verankern.“ (S.80). Die Branchen „weitere Dienstleistungen“ (27 %) und das verarbeitende Gewerbe (24 %) stellen die Hälfte aller BGF-Projekte, die Soziale Arbeit und das Gesundheitswesen zusammen 19 %. Letzteres schließt Krankenhäuser, Apotheken, Arztpraxen oder auch Pflegeheime mit ein (S. 81). Die Gesamtzahl der erreichten Beschäftigten sank aber seit 2019 von 2,28 Millionen auf 1,77 Millionen. Noch extremer war die Abnahme bei der Anzahl der Kursteilnehmenden für die individuelle Prävention: Diese sank von 1,8 Millionen auf 797.000 ab, was hauptsächlich den Kontaktbeschränkungen in der Pandemie geschuldet ist. Nimmt man diese Zahl als Vergleichsmaßstab für andere gruppenähnliche Treffen, gibt dies vielleicht einen ungefähren Eindruck davon, wie hoch möglicherweise auch der Gruppenbesuch-Rückgang in der Selbsthilfe gewesen sein könnte. Inhaltlich ist die individuelle Prävention geprägt vom Besuch von Kursen zu den beiden Themen Bewegung (60 %) bzw. Stressmanagement (36 %). Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden sind mindestens 50 Jahre und älter und das Verhältnis von Frauen zu Männern beträgt 80 zu 20 (S. 108). Bei Letzteren spielen zudem Angebote zum Suchtmittelkonsum eine deutlich größere Rolle (S. 110).

Je nach thematischem Fokus und Interesse finden sich im Präventionsbericht 2022 wieder eine Vielzahl von Daten und Fakten, die die Diskussion um die Ziele und (Miss-)Erfolge von Prävention befördern können. So oder so ist der Bericht lesenswert.

Frank Omland, Öffentlichkeitsarbeit

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