Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen hat einige neue Infos für die Selbsthilfe zusammen- und bereitgestellt, die im Folgenden kurz vorgestellt werden sollen: a) eine Fachinformation zu den Auswirkungen von Änderungen im Gesellschaftsrecht (BGB); etwas was auch für Selbsthilfegruppen relevant ist; b) ein neuer NAKOS-Quellen-Band mit Literaturhinweisen für die Selbsthilfe; c) die Ergebnisse einer Umfrage zu menschen- und demokratiefeindlichen Äußerungen gegenüber den Mitarbeitenden der Selbsthilfekontaktstellen sowie Einträge zum Thema Pflege in der Selbsthilfeunterstützung auf der Plattform Selbsthilfe unterstützen.
Was ändert sich im Gesellschaftsrecht?
Die vielen bekannte Rechtsanwältin Renate Mitleger-Lehner hat sich in einer Fachinformation der NAKOS umfassend zur aktuellen Gesetzesänderung im Gesellschaftsrecht geäußert. Da Selbsthilfegruppen rechtlich gesehen als Personengesellschaften betrachtet werden, stellt sich die Frage, ob die Änderungen des Gesetzgebers vom 1. Januar 2024 tatsächlich relevant sind: „Wie wirkt sich die neue Rechtslage auf Selbsthilfegruppen aus? Bringt sie mehr Klarheit oder mehr Bürokratie? Birgt sie vielleicht auch neue Möglichkeiten?“ Klar und präzise werden darauf Antworten gegeben und in einer anschaulichen Zusammenfassung noch einmal kurz und knapp zusammengefasst. (Wer mehr wissen möchte, ist herzlich eingeladen an der Online-Fortbildung teilzunehmen, die wir im September anbieten: www.kiss-hh.de/fuer-selbsthilfegruppen/fortbildungen-und-veranstaltungen/veranstaltungs-details/neue-rechtslage-fuer-selbsthilfegruppen )
Selbsthilfeunterstützung und Pflege
Die Plattform Selbsthilfe unterstützen wendet sich an die Fachkräfte aus den Kontaktstellen und stellt dort Informationen und Fachstandards für die praktische Arbeit zur Verfügung. Neu hinzugekommen ist jetzt ein Eintrag zum Thema Selbsthilfeunterstützung und Pflege.
Menschen- und Demokratiefeindliche Äußerungen in der Praxis der Selbsthilfeunterstützungsarbeit
Im März/April 2024 hat die NAKOS eine bundesweite Umfrage unter den Mitarbeitenden der Selbsthilfekontaktstellen durchgeführt: „Es wurde untersucht, ob und von welchen Erfahrungen mit Menschen- und Demokratiefeindlichkeit Mitarbeitende von Selbsthilfe-Unterstützungseinrichtungen berichten können. Gefragt wurde nach Erfahrungen, die sie selbst erlebt oder über Selbsthilfeaktive wahrgenommen haben.“ 140 von 341 Einrichtungen haben geantwortet und 51 % haben die Frage nach solchen Verhaltensweisen bestätigt. Am häufigsten wurden dabei Abwertungen / Beleidigungen angegeben (21 Prozent) und auch Anfragen nach Gruppengründungen, die nicht den Werten der Selbsthilfe entsprachen (21 Prozent), hinzu kamen Störungen oder Beeinflussungen in der Arbeit der Selbsthilfegruppen (13 %) und Raumanfragen (11 %). Gewalttätige Übergriffe wurden nicht vermeldet. Für die Zukunft wünschen sich die Mitarbeitenden gute Handreichungen, Fortbildungsangebote, Workshops bis hin zur Supervision und Coaching. Dementsprechend lautet das Fazit: „Die Ergebnisse der NAKOS-Befragung verdeutlichen, dass das Erleben von menschen- und demokratiefeindlichen Vorfällen einen hohen und konkreten Bedarf nach Informationen sowie Handlungs- und Reaktionsoptionen bei den Befragten auslöst. Weitere Unterstützungsmaßnahmen sind erforderlich, damit Selbsthilfekontaktstellen ihre wertvolle Arbeit zur Stärkung und Verteidigung der Demokratie weiterhin leisten können.“ Alle Infos zur Umfrage finden sich im NAKOS-Thema 2/2024.
Neuer NAKOS-Quellen-Band (Stand: Juni 2024).
Auf zwei Dutzend Seiten werden im Quellen-Band unter 23 Stichworten, die von A wie Autonomie/Transparenz über D wie Digitalisierung und G wie Gruppenarbeit bis hin zu Ö wie Öffentlichkeitsarbeit und S wie Seltene Erkrankungen reichen, „Aktuelle Literatur- und Medienhinweise zu Themen der Selbsthilfe“ gegeben. Jeder Eintrag enthält ein bis acht Hinweise auf Literatur oder Quellen, wobei viele online verlinkt und damit gut erreichbar sind. Da es kein Vorwort gibt, bleibt unklar nach welchen Kriterien die Auswahl getroffen wurde, doch eine Durchsicht macht klar: es geht mit einer Ausnahme (2020) um Beiträge aus den Jahren 2023 und 2024. Jeder Eintrag ist zudem noch mit fünf Schlagworten versehen, was die Suche einerseits erleichtert, gerade weil nicht jeder Titel auf den Inhalt schließen lässt, andererseits manche Suchbegriffe (z.B. Selbsthilfe) schlichtweg zu häufig vorkommen und damit nicht zielführend sind.
Der Veröffentlichungszeitraum 2023 bis Mitte 2024 spiegelt wider, welche Themen derzeit aus politischen Gründen oder seitens der professionellen Selbsthilfeunterstützung diskutiert werden (sollen). So ist überraschenderweise faktisch nur ein neuer fachlicher Beitrag unter „Gruppenarbeit“ zu finden, ein Thema, dass sowohl die Gruppen wie die Selbsthilfekontaktstellen immer wieder beschäftigt. Ist tatsächlich kein neues Material erschienen oder ist dies schlichtweg schwieriger zu recherchieren? Zum Thema „Junge Menschen“ sind wiederum eine Reihe von Podcasts zu finden, doch gerade hier gibt es natürlich deutlich mehr Reihen von Betroffenen, die hier noch nicht verzeichnet sind. Und die vielen aktuellen Einträge zum Thema „Pflege“ zeigen auf, dass die Bedarfe für pflegende Angehörige immer mehr zunehmen.
Angesichts der Arbeit, die in solchen Zusammenstellungen steckt, ziehen wir den Hut und würden uns freuen, wenn auch zukünftig solche Quellen- und Literatur-Sammlungen erscheinen.
Frank Omland
(Öffentlichkeitsarbeit)