Gesundheitsatlas Depression

Das Wissenschaftliche Institut der AOK hat einen 152 seitigen Bericht zum Thema Depression herausgegeben. Der Gesundheitsatlas „beleuchtet das Thema aus der Perspektive der betroffenen Patientinnen und Patienten, beschreibt Folgen für das Gesundheitswesen und die Volkswirtschaft und skizziert das Präventionspotenzial.“ (S. 7). Der Atlas geht nach einer Definition auf die Ursachen, die Risikofaktoren und Begleiterkrankungen, die Patientenperspektive sowie gesellschaftliche Folgen ein. Es folgen detaillierte Ausführungen zur Krankheitshäufigkeit, den Unterschieden in der regionalen Verteilung und eine Ausdifferenzierung nach Faktoren, die mit der Häufigkeit von Depressionen zusammenhängen könnten. Ein sehr umfangreicher Teil des Berichts behandelt das methodische Vorgehen und die Einordnung der statistischen Daten, um darzulegen auf welcher Basis die Schlussfolgerungen getroffen worden sind. So werden die Regionen – in der Regel die kreisfreien Städte und Landkreise – nach ihrer Siedlungsstruktur, der Deprivation (…) sowie zwei Krankheitsbildern (Rückenschmerzen und Angststörungen) sowie Alter und Geschlecht differenziert.

Knapp 9,49 Millionen Menschen in Deutschland waren 2022 von Depression betroffen, das isst jede achte Person und liegt leicht über dem EU-weiten Durchschnitt (Vgl. Grafik S. 22). Frauen sind häufiger betroffen als Männer und die Krankheitswahrscheinlichkeit nimmt mit dem Alter zu. Im regionalen Vergleich weist Hamburg (alters- und geschlechtsstandardisierte Werte!) die höchste Krankheitshäufigkeit unter allen Bundesländern auf (14,5 Prozent), gefolgt von Berlin (14,3) und dem Saarland (13,6). Die regionale Verteilung auf Ebene der kreisfreien Städte und der Landkreise zeigt auf, dass sich besonders hohe Prävalenzen „in einigen Regionen im Westen und in der Mitte Deutschlandlands, in Hamburg, Berlin sowie dem Norden und Osten Bayerns“ (S. 8) feststellen lassen. Die relativ hohe Anzahl der Betroffenen in Hamburg und Berlin wird sowohl im großstädtischen wie im Vergleich mit den Landkreisen deutlich (S. 53, S. 55).

Neben Alter und Geschlecht sowie der Frage ländlicher Raum / städtischer Raum lassen sich auch Zusammenhänge zwischen bestimmten Erkrankungen und Depression herstellen. So sind etwa Rückenschmerzen eine häufige Begleiterscheinung und das gleiche gilt für andere psychische Erkrankungen, im Atlas wurden die Angststörungen einbezogen. Beide Krankheitsbilder gehen mit einem Anstieg von Depressionen einher, was nicht auf die Alters- und Geschlechterunterschieden zurückzuführen ist (Zusammenfassende Grafik S. 11). „Ein besonderer Risikofaktor bei der Entstehung von Depressionen im Alter ist Einsamkeit. Einsamkeit wird als das Missverhältnis zwischen gewünschten und tatsächlichen sozialen Kontakten betrachtet.“ (S. 35). Von den an Depression Erkrankten fühlen sich im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung doppelt so viele einsam! (Ebd.).

Die Frage, ob in den Pandemiejahren die Depressionsprävalenzen zugenommen haben, bejaht der Atlas und belegt, dass dies sowohl national wie international zutrifft (S. 43-46).
Wie zu erwarten wird auch auf die volkswirtschaftlichen Kosten von Depressionen eingegangen, und diese Kosten sind immens und liegen noch vor denen die etwa Diabetes mellitus oder auch Herzinsuffizienz oder Asthma verursachen. (S. 7, S. 30-32). Hier stellen sich auch Fragen danach, wie im Arbeitsumfeld mit Depressiven Menschen umgegangen wird und umzugehen wäre. (S. 36).- Zudem zeigt der Atlas auf, dass insbesondere das Wissen der Allgemeinheit über die Ursachen von Depression gering ist und faktisch „ein Großteil der Bevölkerung individuelles Fehlverhalten oder Charaktereigenschaften für das Entstehen von Depressionen verantwortlich macht.“ (S. 33). Der Atlas zeigt auf, dass sich umso dringender um Möglichkeiten der Prävention und die Entstigmatisierung gekümmert werden muss (S. 37-38).

Der Atlas bietet einerseits gute und verständliche Zusammenfassungen für diejenigen, die sich kurz und schnell informieren wollen und andererseits sehr viele Zahlen und Details für diejenigen, die sich intensiver mit der Materie befassen wollen oder müssen. Er steht frei zum Download zur Verfügung.

Frank Omland
Öffentlichkeitsarbeit

 

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