Aktionsplan „Age-friendly City - für ein altersfreundliches Hamburg“

Der Senat hat Anfang Juli 2024 einen Aktionsplan verabschiedet, der 105 Maßnahmen für eine altersfreundliche Stadt auflistet. Ironischerweise ist es aber nicht einfach, den Aktionsplan zu finden, denn der PDF-Link in der offiziellen Pressemitteilung führt ins Nirgendwo. Doch glücklicherweise findet sich das 194seitige PDF über das Transparenzportal, so dass es dadurch frei zugänglich ist.

Im Zuge der Erstellung des Aktionsplans gab es mehrere Beteiligungsverfahren an denen stadtteilbezogene Fokusgruppen von Menschen ab 60 Jahren und der Austausch mit verschiedenen Aktiven (u.a. Landesseniorenbeirat) im Mittelpunkt standen. Die Ergebnisse sind zwar nicht repräsentativ, werfen aber Schlaglichter auf Themen und Bedarfe innerhalb Hamburgs (S. 5-7 und Anhang).

Der Aktionsplan beginnt mit einem umfangreichen Sachstand, der aufgrund von (sozial)statistischen und demografischen Daten die Ausgangslage von älteren Menschen in Hamburg beleuchtet (S. 8-22): Bevölkerungsentwicklung, Alter und Lebenserwartung, Haushaltsgröße, Familienstand, Einsamkeit, freiwilliges Engagement, Bildung, (digitale) Teilhabe, Einkommen, Gesundheit, Mobilität, Pflegebedürftigkeit, Behinderungen, Migrationsgeschichte, LSBTIQ. Es folgen auf zwei Seiten die sieben „Leitlinien für ein altersfreundliches Hamburg“, die „bei allen Planungen, Maßnahmen und Angeboten, die die Belange älterer Menschen in Hamburg berühren, zu berücksichtigen“ sind (S. 26). Altersfreundlichkeit beinhaltet danach eine differenzierte Sichtweise auf ältere Menschen, denn diese gehören keiner homogenen Gruppe an: „Vielfalt ist Realität“ (S. 26) und Ziel sollte es sein, dass ältere Menschen in ihren Quartieren auch im hohen Alter wohnen bleiben können und damit ihr Lebensumfeld nicht aufgrund mangelnder infrastruktureller Bedingungen oder etwa zu wenig altengerechter Wohnungen oder Pflegeeinrichtungen gegen ihren eigenen Willen verlassen müssen. Eine Antwort darauf wie dies in einer so teuren Stadt wie Hamburg gelingen kann ohne die Frage nach sozialverträglichen Mieten anzugehen, geben die Leitlinien nicht. Vielmehr bleibt es bei der Hoffnung einer entsprechenden Wirkung durch die Verabredungen im „Bündnis für das Wohnen“. (S. 45).

Deutlich umfangreicher und ausführlicher ist der Abschnitt „Partizipieren und teilhaben bis ins hohe Alter“ ausgefallen. Auf 17 Seiten werden in verschiedenen thematischen Abschnitten tatsächlich konkretere Maßnahmen aufgezählt und zum Teil mit weiteren Praxisbeispielen unterfüttert. Wer sich also noch nicht so im Bereich der altengerechten Angebote bzw. schon heute laufender Projekte auskennt, kann sich hier schlauer machen. Durch die häufige Verlinkung auf die Websites von Anbietern findet sich zudem schnell ein Zugang zu weiteren Informationen. Der fünfte Abschnitt widmet sich dem Thema „Selbstbestimmt älter werden im Quartier“ und geht Fragen zum Wohnen, dem Wohnumfeld, der Mobilität, der medizinischen Versorgung und der Gesundheitsförderung, dem Thema Pflege, der rechtlichen Selbstbestimmung und der gefühlten Sicherheit im Quartier nach (S. 42-76). Abschließend geht der Senat auf fünf Maßnahmen genauer ein und schildert wie diese zukünftig umgesetzt werden sollen (S. 76-77).

In der Anlage werden dann die 105 Maßnahmen in einer Tabelle zusammengefasst, wobei bezeichnenderweise die Abkürzungen für diejenigen, die die Maßnahme umsetzen sollen/wollen nicht alle im entsprechenden Verzeichnis aufgeschlüsselt werden, etwa BWFGB, PA, ZAF, SK (S. 84-102). Einiges, aber bei weitem nicht alles, erschließt sich dabei aus dem Zusammenhang. Hier besteht deshalb eindeutig noch Nachbesserungsbedarf, um das Dokument lesefreundlicher und barriereärmer zu gestalten. Der Aktionsplan endet mit dem „Abschlussbericht zum Beteiligungsprojekt“, der schon im November 2023 veröffentlicht worden ist und auf 90 Seiten umfangreich und gut illustriert die partizipativen Anteile darstellt, die es im Rahmen des Aktionsplans gegeben hat. Dies geht inhaltlich deutlich über die Zusammenfassung hinaus, die im Aktionsplan gegeben wird und ist wegen der detailliert benannten Themen und Bedarfe sehr lesenswert. Bei den ebenfalls angehängten Powerpoint-Folien der beteiligten Profis ist nebenbei anzumerken, dass diese nicht alle so richtig gelungen ausfallen (S. 158ff). Manches hätte besser durch einen eigenständigen Fließtext zusammengefasst werden können.

Ob der Aktionsplan in dieser Form sinnvoll ist und ob er einen Erfolg darstellt, können andere besser beurteilen. Vermutlich wird sich erst in Zukunft der jeweilige Fort- und Rückschritt erschließen. Eine kritische Begleitung und Reflektion des Prozesses der Umsetzung und Weiterentwicklung des Aktionsplans ist aber auf jeden Fall hilfreich, denn eine altersgerechte Stadtentwicklung betrifft tatsächlich im Laufe ihres Lebens alle Menschen in Hamburg.

Frank Omland
(Öffentlichkeitsarbeit)

P.S.
Das Engagement von Senior*innen in Selbsthilfegruppen kommt lediglich an einer Stelle im Aktionsplan vor (S. 38) und Selbsthilfegruppen als Möglichkeit der Förderung der Gesundheit bzw. des Erhalts derselben bzw. als hilfreiche „Maßnahme“ an sich praktisch gar nicht.
Link zum Aktionsplan Age-friendly city / Altersgerechtes Hamburg.

 

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