Mitmachen, vernetzen, bewegen – Beteiligungsprozess für Betroffene sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend startet

Mit Freischaltung eines Fragebogens startet am 11. Januar 2023 der Beteiligungsprozess zur Gründung des bundesweiten Netzwerkes „aus-unserer-sicht“. Das Netzwerk ist gedacht als eine Plattform und öffentliche Stimme von und für Betroffene von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend. Gefördert wird die Aufbauphase des Netzwerkes durch das Amt der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des Sexuellen Kindesmissbrauch (UBSKM).

Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche wird immer noch vielfach vertuscht, verschwiegen und verdrängt und Betroffene werden in ihrem Bewältigungsprozess oft alleine gelassen. Auf der anderen Seite verfügen Betroffene jedoch über vielfältiges Erfahrungs- und Expert*innenwissen, das bisher noch nicht ausreichend genutzt wird, um etwa Kinder und Jugendliche besser zu schützen und Betroffene bedarfsgerecht zu unterstützen. Daher soll ein Netzwerk von Betroffenen für Betroffene gegründet werden, das die Partizipation einer Vielzahl und Vielfalt von Betroffenen in gesellschaftlichen, politischen und institutionellen Strukturen, in Prävention, Intervention, Aufarbeitung und Forschung voranbringt. Die Beteiligung von Betroffenen in allen relevanten Bereichen trägt zu einem gesellschaftlichen Wandel – hin zu einer Kultur des Hinsehens und Handelns – bei.
Wesentlich im Gründungsprozess ist, Betroffene aus unterschiedlichen (Tat-)Kontexten und mit unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten von Beginn an einzubinden. Der Beteiligungsprozess beginnt deshalb ab dem 11. Januar 2023 mit der Freischaltung eines Fragebogens unter www.aus-unserer-sicht.de. Betroffene ab 16 Jahren sind aufgerufen, sich am Gründungsprozess zu beteiligen. Den Fragebogen gibt es auch in Leichter Sprache und Deutscher Gebärdensprache. Die Aufgaben, Ziele, Strukturen und die zeitliche Priorisierung des Netzwerkes sollen im Laufe des Prozesses gemeinsam erarbeitet und konkretisiert werden. Um möglichst viele Betroffene zu erreichen und über den Aufbau des Netzwerks transparent zu informieren, wird der gesamte Prozess von einer umfassenden Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Die Ergebnisse werden allen Beteiligten im Rahmen eines digitalen Fachtages im November 2023 präsentiert.

Die seit April 2022 amtierende UBSKM, Kerstin Claus, begrüßt und unterstützt den Gründungsprozess: „Mein Amt bindet über den Betroffenenrat die vielfältige Expertise Betroffener bereits seit Jahren strukturiert in die politische Arbeit ein. Sehr gerne unterstützt mein Amt daher durch die Förderung einer Trägerstruktur den gezielten Aufbau eines tatortunabhängigen und damit übergreifenden Betroffenen-Netzwerkes.“

Das Netzwerk möchte außerdem langfristig mit regelmäßigen Aktionen die Vernetzung und das Empowerment Betroffener fördern und weiterentwickeln. Das könnten beispielsweise bundesweite und internationale Kongresse, regionale Tagungen, Qualifizierungsmodule und kleinere Austauschformate sein. „Damit sich Betroffene im Kampf gegen sexualisierte Gewalt in Ihren Initiativen gegenseitig stärken können, ist ein selbständig agierendes Netzwerk notwendig. Ein Netzwerk, das Menschen, die in Kindheit und Jugend von sexualisierter Gewalt betroffen waren, verbindet, schafft darüber hinaus Sichtbarkeit. Es braucht solch eine öffentliche Sichtbarkeit für die Belange Betroffener, damit auch die notwendigen Ressourcen etwa im Bereich der bedarfsgerechten Hilfen konsequent und verbindlich aufgebaut werden“, so Claus weiter.
Maßgeblich geleitet wird der Gründungsprozess durch eine Kerngruppe von derzeit sechs langjährig aktiven Betroffenen. Träger der Planungsphase ist der Kieler Verein N.I.N.A. e. V., der sich bereits seit Jahrzehnten auf vielen verschiedenen Ebenen dafür einsetzt, die Situation Betroffener und den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt zu verbessern.

Weitere Informationen zum Beteiligungsprozess, zu den Hintergründen und Zielen des Netzwerkes und den Beteiligten der Kerngruppe: www.aus-unserer-sicht.de

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