Das Bundesfamilienministerium hat im Januar die Ergebnisse einer sozialwissenschaftlichen Untersuchung veröffentlicht: „Junge Männer im Alter von 18 bis 29 Jahren. Lebensgefühl – Sozialcharaktere – Unterstützung“. Auf 122 Seiten finden sich Beschreibungen zum Lebensgefühl und den unterschiedlichen Lebenslagen junger Männer. Diese sind vier Sozialcharakteren zugeordnet, die mit folgenden Überschriften zusammengefasst wurden: „Empathie & Engagement & Entfaltung“, „Leiden an Ambivalenzen“ „Widerstandsclub für alte Stärke“ und als viertes „Maskulistisch-faschistoide Performer“. Die Zuordnung beruht auf der Auswertung von 10 Gruppengesprächen mit jeweils 8 bis 10 Teilnehmern, wobei auf übliche soziodemografische Differenzierungen geachtet wurde (etwa nach Stadt/Land, Schulbildung, Ausbildung, Haushalt, Ost/West).
In den Handlungsempfehlungen wird interessanterweise auch auf Selbsthilfe Bezug genommen und sich bewusst von dieser Wortwahl abgegrenzt: „Keine Selbsthilfe- oder Therapiegruppe: Eine solche Einrichtung darf nicht von außen das Image und nicht von innen den Charakter einer Selbsthilfegruppe oder eines Therapiezentrums haben (mit Analogie zu Sucht- und Drogenhilfe). Die Sorge zielt nicht nur auf das Ansehen gegenüber Außenstehenden, sondern auch auf die Beschädigung ihres Selbst innerhalb der Einrichtung, auch wenn sie anonym bleiben. Junge Männer befürchten, „dass viele das Gesicht verlieren, wenn sie sich vor allen anderen öffnen sollen, die Würde verlieren, dieses Mannsein verlieren, Schwäche zeigen“. Ein Angebot ungezwungener und unbeobachteter Gelegenheiten, sich auch unter vier Augen mit einer Fachkraft auszutauschen, wird es Männern – nach Auffassung der hier befragten Männer – leichter machen, sich zu öffnen.“ (S. 107). Offen bleibt dabei, ob sich nach solchen Gesprächen nicht doch Möglichkeiten ergeben könnten, dass junge Männer in den gemeinsamen Austausch gehen oder ein moderiertes Format vor Ort für sich nutzen könnten.
Eine Bewertung und Zusammenfassung der Studie aus männerspezifischer Perspektive hat der Politikwissenschaftler Dr. Thomas Gerstenkamp auf der Plattform „männerwege“ veröffentlicht.
Frank Omland
(Öffentlichkeitsarbeit)